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Samstag, 21.01.2017

23:05 bis 00:00 Uhr

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Wiegenlieder | Bildquelle: CARUS

Bildquelle: CARUS

"Dormi, dormi ..." - Wiegenlieder Musik der Welt

"Dormi, dormi ..."

Fremde Länder, fremde Klänge in Features, Reportagen und Interviews. Ein internationales Autoren-Team präsentiert Musik rund um den Globus, vom Porträt bis zum Konzertmitschnitt.

Wiegenlieder sind der Inbegriff von Heimatgefühl, von Vertrauen, von Zuhause. Meine Mutter sang bisweilen ganz gern das österreichische „Aber Heidschi bumbeitschi“, ohne genau zu wissen, was der Inhalt des Liedes bedeutet. Wir mochten es sogar. In dieser Sendung können sie den grausamen Inhalt etwas genauer studieren, in einer wunderbar wienerischen Aufnahme mit Jonas Kaufmann und Margarete Joswig:
Die Mutter geht aus und das Kindlein stirbt, dafür nehmen es die Engelein mit ... und das mit bittersüßem österreichisch-wienerischem Schmäh.
Erinnern Sie sich an Wiegenlieder aus ihrer Kindheit, selbst gesungene oder von Tonträgern gespielte? Der Bariton Cornelius Hauptmann, den treue Hörer noch aus der Aufnahme des Mozart-Requiems mit Leonard Bernstein und den BR-Klangkörpern kennen, hatte die Idee, die versiegenden Quellen der Wiegenlieder wieder zum Fließen zu bringen, indem er berühmte Sängerkollegen bat, je ein Wiegenlied ihrer Wahl auf CD zu singen. Später folgten Wiegenlieder aus anderen Erdteilen, aus dem Libanon etwa, aus Armenien oder Indien. Berühmte Sänger, wie der Tenor Peter Schreier oder der Bass Kurt Moll, wurden für dieses Projekt überredet, noch ein letztes Mal vors Mikrofon zu treten. Denn wer, wenn nicht wir Sänger, sollen da aktiv werden, sagt Cornelius Hauptmann. Ihm war aufgefallen, wie wenig Lieder die Kinder heute noch kennen. Wiegenlieder, ja Lieder überhaupt prägen eine Kindheit, auch wenn sie nicht selbst gesungen, sondern nur angehört werden: „Wiegenlieder aus aller Welt“ hieß eine alte Schallpatte, die ich selbst als Kind hörte, ständig. Wiegenlieder in unterschiedlichsten Sprachen und Formen, und am Ende sang ich selbst als Kind Chinesisch, Italienisch, ja sogar Pakistanisch vor mich hin. Diese seltsamen Stimmen und Klänge weckten Welten der Imagination in mir, ich hörte das Leben in prächtigen Palästen und in armen Hütten. Der Melos wirkte so fremdländisch, dass man ihn fast wie den Geruch eines Gewürzes fühlen konnte. Klangvolle Bilder voller Intimität entstehen so mit Wiegenliedern. Heimatliche und fremde, solche, die Erinnerungen in uns wecken und solche die neu für uns sind... Auch wenn die Aufnahmen schon gut fünfzig Jahre alt sind, denn ich konnte diese alte Schallplatte wiederfinden im unendlich reichen und immer wieder überraschenden Archiv des Bayerischen Rundfunks, mit Wiegenliedern aus Europa und Asien.
Eine Sendung von Friederike Haupt

Wiegenlieder aus aller Welt
Von Friederike Haupt

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