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Jüdisches Meran Eine Spurensuche im Gestern und Heute

Es waren jüdische Ärzte, Hoteliers und Geschäftsleute, jüdische Gäste wie Franz Kafka, Stefan Zweig, Arthur Schnitzler, Sigmund Freud oder auch Chaim Weizmann, später erster Präsident Israels, die Meran so berühmt machten. Wie war das damals? Die Autorin versucht eine Rekonstruktion mit inzwischen weltweit verstreuten Kindern dieser ehemaligen Meraner und mit anderen Zeitzeugen.

Von: Friederike Haupt

Stand: 10.11.2017 |Bildnachweis

Welche Orte lassen sich wiederauffinden, und was wurde aus dem berühmten Hotel Bellaria? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Bellaria berühmt für seine Feste. Hunderte jüdischer, aber auch nichtjüdischer Gäste reisten regelmäßig an, um die jüdischen Feiertage hier in höchsten Kreisen zu verbringen.

Die Synagoge innen

Ab 1933 wurde Meran zunehmend Fluchtort für deutsch-jüdische Emigranten, die auch von vornehmen Hoteliers wie den Bermanns vom Bellaria unterstützt wurden. Fünf Jahre später erwies sich das vormals so sichere Meran als Falle: Hunderte jüdische Meraner und alle, die hier Sicherheit gesucht hatten, mussten 1938 die Stadt verlassen. Am 16. September 1943 wurden die restlichen in Meran gebliebenen jüdischen Bürger in einer einzigen Nacht abgeholt und in ein Bozener Konzentrationslager deportiert.

Im Speisesaal des ehemaligen Bellaria

Inzwischen gibt es in der einstmals weltberühmten, jüdisch geprägten Kurstadt wieder eine jüdische Gemeinde. Sie hat gerademal 50 Mitglieder und leistet trotzdem Erstaunliches, das meint Tamara Kienwald. Sie lebt jetzt in Jerusalem und berichtet, dass in der Gedenkstätte Yad Vashem jedes Jahr an die "italienische Shoah" erinnert wird. Heute ist das Bellaria ein Mietshaus. Auf dem Schulhof nebenan hört man Italienisch, Deutsch und die Sprachen von Kindern unterschiedlicher Herkunftsländer: indische, pakistanische, afrikanische. Wie viel von der jüdischen Geschichte Merans heute noch präsent oder bekannt ist, hat Friederike Haupt recherchiert.







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