Bildquelle: © Shmuel Barzilai
Eine Stimme, die Emotionen hervorruft, die einen beten, zittern und erbeben lässt, ist die Stimme des Oberkantors des Wiener Stadttempels, Shmuel Barzilai. Hören kann man sie in Wien in seiner Synagoge, aber auch in Konzerthäusern und auf Tonträgern - und immer vermittelt sie ein gewisses Etwas, etwas Heiliges vielleicht, das sich nicht erklären lässt. Es ist „Chazanut“, der Kantoralgesang aus der Synagoge, Barzilai singt ihn gern mit großem Orchester und Chor. Dabei sind seine Soli zu weiten Teilen improvisiert.
Wie fand der synagogale Gesang in die Konzerthäuser, wer waren die ersten Komponisten, die diese jüdisch geprägte geistliche Kunstmusik kreierten? Und woher kamen sie? Die jiddisch-sprechenden Immigranten aus den Shtetl Osteuropas brachten ihre Kultur und Religion Ende des neunzehnten Jahrhunderts wieder mit nach Zentraleuropa und dann auch nach Amerika. In der Neuen Welt konnte man im jiddischen Radio bald „Chazanut“, also kantorale Gesänge hören. Überhaupt, im New York der dreißiger und vierziger Jahre entwickelte sich der Kantoralgesang aus den Synagogen bisweilen sogar zum Schallplatten-Schlager …