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Kennen Sie den Dybbuk, die Geschichte von dem Mädchen, das vom Geist ihres Geliebten besetzt wurde? Sie spielt in einem jiddischen Shtetl. Der Ethnograph und Dichter Shlomo Anski hat sie geschrieben und er war es auch, der Tausende von Dokumenten aus eben dieser Shtetl-Kultur ins Hier und Heute rettete. Musikologen und Komponisten zogen mit ihm ab 1911 in die Dörfer und Shtetl des sogenannten Ansiedlungsgürtels, der sich vom Schwarzen Meer bis ins Baltikum zog. Nur dort durften jüdische Familien im Russland von damals sich ansiedeln. Die „Jüdische Ethnografische Expedition“ führte sie zu Kindern, Kantoren, Müttern und Musikanten. Das Ziel war, die Kultur der Shtetl festzuhalten, indem man aufnahm und notierte, was die Menschen dort sangen, spielten und erzählten. Aus Volksmusik sollte eine neue jüdische Kunstmusik entstehen. Der Pianist Jascha Nemtsov hat einige dieser Musikstücke entdeckt und erstmals aufgenommen. Shlomo Anski aber schwebte damals eine ganze Enzyklopädie jüdischen Lebens im Ansiedlungsgürtel vor, eine Art klingendes jiddisches Nationalmuseum. Er ahnte, dass das traditionelle Leben der Shtetl bald Vergangenheit sein würde …